Mailbag 1 – Mid-Season 2023
Hallo liebe Leser und Leserinnen,
lang ist es her. Der Blog ist in letzter Zeit verkommen und verstaubt. Mir ist die Lust aufs Schreiben etwas vergangen, habe bei den German Sea Hawkers vermehrt im Podcast mitgewirkt und einige private Angelegenheiten erforderten Zeit: Studium, Job, Umzug, Sport und der Einzug eines Hundes in den Haushalt nahmen doch einiges in meinem Leben ein. Da war einfach kein Platz und auch keine Motivation mehr, mich danach noch mit Football in schriftlicher Form auseinander zu setzen. Nachdem der letzte Draft-Zyklus auch wieder mit mehr als heißer Nadel gestrickt war habe ich das hier erstmal ad acta gelegt.
Doch die Motivation ist wiedergekommen. Es wird hier nicht laufende neue Beiträge geben. Und ich werde auch keine Previews oder Recaps zu den Seahawks schreiben. Da machen die Kollegen aus der Redaktion der German Sea Hawkers einen hervorragenden Job. Viel mehr werde ich in Zukunft, wenn es mir bei einer Thematik in den Fingern juckt und Twitter dafür nicht ausreicht, mal zur virtuellen Feder greifen. Auch häufigere Mailbags sind denkbar, so macht mir das Beantworten eurer Fragen auch schon im Ballhawks-Podcast mit am meisten Spaß.
Und im Idealfall werde ich hier zur Draft-Saison vermehrt auf Prospects eingehen können und euch näher bringen, wie ich Spieler X und Y oder die Positionsgruppen so sehe.
Aber genug des Vorgeplänkels. Vielen Dank für eure Fragen für den heutigen Mailbag, der auch eine Premiere im Blog ist.
Anmerkung: Geplant war eigentlich ein Mailbag, dank eurer zahlreichen Fragen werde ich den Mailbag aber teilen. Heute geht es vorrangig um die aktuelle Seahawks-Saison – Einschätzung von Quarterback Geno Smith, der Offense, Defense, den Rookies… Im zweiten Teil wird dann ein Blick in die Zukunft gewagt, sowohl was die Seahawks betrifft, der Draft wird etwas angerissen und auch eine Frage zu Michigan hat sich (glücklicherweise) dazu gesellt.
Fangen wir mit der Frage von Oli an, die eigentlich ein eigener Beitrag sein könnte. Die Diskussion um Geno Smith ist mittlerweile wirklich müßig. Auf der einen Seite gibt es eine Fraktion Miesepeter, die auf jedem kleinen Fehler von Geno enorm rumhacken. Auf der anderen Seite aber auch Leute, die ihn viel zu sehr hypen und beschützen. Der Begriff Apologet ist hier sehr treffend. Unter dem Strich ist es aber wie so oft: Die Wahrheit werden wir an keinem Ende des Spektrums finden.
Vielleicht muss man sich eher die Frage stellen, was Geno für die Seahawks sein muss oder was er ist. Er ist für mich kein klassischer Bridge-Quarterback, der das Team mit soliden Leistungen irgendwie über Wasser halten soll, bis der neue Franchise-Quarterback eintrifft. Er ist aber auch kein Franchise-Quarterback und gehört nicht zu den Top 5 der Liga.
Aber er überspielt a) jegliche Erwartungen, vor allem die Erwartungen, die man im Vorjahr hatte und b) zeigt auch immer wieder hohe Höhen, die ihn zu mehr als einem reinen Game-Manager machen. Im letzten Spiel gegen die Browns beispielsweise zeigte er wieder enorm gute Bälle, die so wohl auch nur wenige Spieler in der Liga anbringen und vor allem in Halbzeit Eins ein Pocket-Movement, welches ich, um den Vergleich mal zu ziehen, von Russell Wilson hier selten gesehen habe. Geno hat eine enorme Baseline, ist überwiegend akkurat und kann auch selbst kreieren, sei es als Pocket-Mover oder auch mal als Scrambler.
In der Kritik steht jedoch die teilweise schlechte Entscheidungsfindung oder auch die absoluten Aussetzer, der er immer wieder in seinem Spiel hat. Er hatte letztes Jahr schon enormes Turnover-Glück, was jetzt so ein bisschen verbraucht scheint. Er spielt riskant. Etwas kurios nehme ich aber immer wieder wahr, wie unterschiedlich Interceptions bewertet werden. Sind es um, ein Extrembeispiel zu bemühen, Spieler wie Jameis Winston, die auch eine enorme Production liefern, werden Interceptions gerne als Beiwerk so hingenommen. Bei Geno Smith heißt es dann oft, dass er kopflos agiere oder zu sehr das Risiko sucht. Dabei sehe ich Geno vor allem auch als Downfield-Passer oder aggressiver Passer in enge Fenster gar nicht so weit weg von Winston zu seiner Bucs-Hochphase.
Und ich nehme in 10/10 Fällen immer wieder den Spieler, der das Risiko sucht und riskante Würfe nimmt als den Verwalter, der deiner Offense aber oft so gar keinen Edge in der heutigen NFL gibt.
Ich will gar nicht zu ausufernd werden, aber die Offensive der Seahawks hat auch im Gesamten so ihre Probleme diese Saison. Viele Ausfälle in der Offensive Line, die aber überraschend gut kompensiert werden, aber ein Qualitätsunterschied vor allem auf Right Tackle trotzdem zu spüren ist. Und eine desaströse Red-Zone-Offense, bei der bei häufigen Half-Field-Reads per Rollout in der sowieso engen Red Zone und zahnlose Läufe durch die Mitte noch nicht so wirklich das richtige Mittel sind.
Unter dem Strich stellen die Seahawks trotzdem eine Top-12 Scoring Offense, wenngleich mit dem Personal auf den Skill-Positions eigentlich mehr drin sein müsste.
Geno selbst ist, je nach Filter, ein Top-10/12 Quarterback laut EPA-CPOE-Composite auf https://rbsdm.com/stats/stats/. Und das trifft so ziemlich meinen Eindruck. Damit rechtfertigt er doch den sehr teamfreundlichen Vertrag, den er vergangene Off-Season unterschrieben. Ob da viel Potenzial nach oben ist? Vermutlich nicht mehr. Sollte Geno aber wieder einen Tick konstanter werden, sehe ich in ihm überhaupt keine Gefahr für den Erfolg des Teams. Vor allem in Verbindung mit der wieder erstarkten Defensive und in einer Saison, in der die Verteidigungsreihen der NFL zurückschlagen und viel bessere Antworten auf die Offensive haben, ist Genos Leistung für mich damit völlig ok.
Abschließend würde ich sagen: Ja, ich bin mit Geno Smith zufrieden. Sollte man die Playoffs erreichen und vielleicht sogar ein Spiel in diesen gewinnen, wäre ich hochzufrieden. Das Seahawks-Front-Office zeigt mit dem Trade von Leonard Williams durchaus die Attitude, dass man evtl. einen tieferen Playoff-Run in diesem Team sieht. Ich glaube da noch nicht dran, aber nirgends würde ich mich lieber irren als dabei.
Was man mit Geno nach der Saison macht und ob man in dem vermeintlich tief besetzten Draft auf Quarterback auch selbigen wählt, das ist dann deine Frage für das Frühjahr 2024.
Und ja, ich hätte vermutlich noch so viel mehr zu Geno schreiben können, aber ich hoffe ich konnte damit schon mal einen Einblick geben.
Spannende Frage. Und wirklich nicht so einfach zu beantworten.
Shane Waldron sehe ich aktuell sehr gerne als Offensive Coordinator der Seahawks. Die Offensive hat doch einige Elemente (Einbindung der Tight Ends, Crossing Routes, schöne Playaction/Bootleg-Elemente), die mir sehr gefallen. Das Laufspiel ist jetzt nicht etwas, was konzeptionell einen vom Hocker reißt, hier ist wohl die Qualität von Kenneth Walker, der hier aus ein bisschen was etwas mehr macht. Die Offensive kann zumindest zwischen den 20-Yard-Linien den Ball eigentlich immer bewegen. Nur in der Red Zone ist man wahnsinnig schwach.
Clint Hurtt hingegen führt aktuell eine der Top-Defensiven der Liga. Seit er aus der Skybox die Playcalls macht scheint er hier auch bessere Entscheidungen zu treffen. Er setzt die gewünschte 3-4-Defense gut um, wobei man fairerweise sagen muss, dass man diese Saison auch wieder sehr viele 4er-Fronten sieht. Man ist nicht mehr so anfällig für Big Play in der Luft wie die Jahre zuvor. Und was ich ihm hoch anrechne: das die Laufverteidigung dieses Jahr in großen Teilen einfach passt. Selten waren Niederlagen so ärgerlich wie das Spiel gegen die Raiders in der Vorsaison.
Ich würde aktuell keinen der beiden Koordinatoren zwingend vom Hof jagen wollen, soviel ist sicher. Aber da deine Frage ja darauf abzielt, einen ersetzen zu müssen, würde ich mich wohl für Shane Waldron entscheiden. Hurtt hat nach den ersten Wochen die Defensive richtig eingestellt bekommen und ihr zu einem Leistungssprung verholfen. Waldron hingegen macht zwar einen guten Job, aber bekommt in der Red Zone sehr wenig zustande, was uns Punkte und auf lange Strecke Spiele kostet und gekostet hat (re: Bengals). Auch wenn Red-Zone-Erfolg in Teilen sehr volatil ist, so würde ich mir dann evtl. eher einen neuen OC als DC wünschen. Denn das Potenzial in der Offensive ist mit dem Personal für mich so enorm und gewinne langsam das Gefühl, dass man unter Waldron etwas zu wenig davon ausschöpft.
Die Frage knüpft hervorragend an die vorherige an, daher los gehts.
Alles, einfach alles.
Nein, so schlimm ist es dann auch nicht. Jedoch kann man in vielerlei Hinsicht mit der Situation in der Red Zone nicht zufrieden sein.
Ich würde in allererster Linie die Half-Field-Reads in der Red Zone abschaffen. Hier verkleinert man das sowieso schon kurze Feld unnötig. Und ginge man davon aus, dass Spieler selbst wichtiger sind als das Play selbst, dann muss man feststellen: hier wird schlicht kaum Seperation der Passempfänger kreiert. Daher würde ich diese Plays erst einmal lassen.
Weiterhin würde ich auch unser Personal im Laufspiel ändern. Kenneth Walker ist ein enorm explosiver Runner, immer wieder für das Big Play gut und ihm gelingt es ihm Open Field auch Tackles zu brechen und mit der Schulter tief zu gehen. Gegen das schwere Goal-Line-Personnel der Gegner hat er es in der Red Zone aber zunehmend schwerer (pun intended) sich von den Fängen der vorrangig Linemen zu lösen. Und dann darf in Seahawks-Kreisen natürlich die Aussage nicht fehlen: Warum verwendest du einen Zweitrundenpick auf einen Running Back? (Ok, die Frage darf sowieso gestellt werden) Und warum verwendest du einen weiteren Zweitrundenpick nach der Auswahl von Walker im Jahr davor, um dann den Power Runner Charbonnet nicht in solchen Situationen aufs Feld zu schicken? Ich bin zugegeben großer Fan von Charbonnet als Prospect gewesen (und nicht wegen einer etwaigen Vergangenheit bei einem bestimmten College), aber er ist für solche Situationen prädestiniert. Und schlechter kann es einfach nicht mehr werden.
Verrückte Idee, aber nachdem man so etwas wie ein Screen-Game wieder im Playbook hat, was einigermaßen funktioniert, sollte man auch hier vielleicht mehr auf sowas zurückgreifen. Spielzüge wie den End Around, den dann überraschenderweise Jake Bobo läuft und mit einem cleveren Cutback in die Endzone trägt, sollten auch immer wieder verwendet werden. Kann man dann auch immer noch gerne als Fake laufen.
Ist in weiten Teilen schon beantwortet. Das Scheme ist natürlich immer etwas nebulös, das Playcalling ist der erste Reflex eines jeden Fans, wenn etwas nicht läuft. Und auch auf Geno bin ich schon detailliert eingegangen.
Daher: Die Mischung machts. Passe deine Spielzüge etwas an, probiere neues aus. Geno muss etwas oben drauf legen und Fehler minimieren.
Und wenn trotz allem alles nichts hilft: Sei eine Copy Cat. In der NFL werden genug gute Red-Zone-Plays angewandt, dann schaffe dir ohne eigene Kreativität davon was drauf. Und nein, damit meine ich explizit nicht den “Tush Push” (der ja jüngst von deinem Zweitteam hervorragend gestoppt wurde). Ich finde den Diskurs über das Verbot des Plays im übrigen albern, denn auch die Seahawks haben eine Variante des Ganzen zuletzt erfolglos probiert. Wenn du keinen Quarterback hast, der ein irres Gewicht squattet und ohne einen der besten Center aller Zeiten ist das Play eben kein Geschenk. Und Defenses werden auch hier Mittel finden das Play in Zukunft weiter zu stoppen, da bin ich mir sicher.
Ich glaube schon.
Natürlich kann man mit den Reglern bei den EPA/Play-Auswertungen munter so rumspielen, sodass man seinen Standpunkt untermauern kann, obwohl man vielleicht nicht mal Recht hat. Dennoch: Seit Woche 3 sind die Seahawks mit -0.138 EPA/Play die zweitbeste Defensive der Liga. Für meinen Standpunkt ein guter Ansatz.
Dennoch ist der Eye-Test auch vielversprechend. Die Defensive Line ist nicht dominant im Pass-Rush, aber ist von Woche zu Woche besser geworden und vor allem gegen Lauf mittlerweile sehr konstant. Ich bin sehr gespannt, was Leonard Williams hier noch beisteuern kann. Schade, dass wir Nwosu diese Saison in dieser Kombinationen nicht mehr erleben werden… Boye Mafe sollte hier nochmal gesondert erwähnt werden: nach einer ruhigen Rookie-Saison ist sein Leistungssprung mit einer der Gründe, warum der Pass Rush aufblüht.
Die Linebacker-Gruppe ist auch besser als gedacht. Devin Bush läuft eher unter ferner liefen, aber Bobby Wagner und Jordyn Brooks machen ihren Job zufriedenstellend bis sehr gut. Vor allem letzterer imponiert mir doch zunehmend. So kurze Zeit nach einer Kreuzbandverletzung wieder in einer derartigen Form zu sein ringt mir den höchsten Respekt hat. In den letzten Spielen war Brooks gefühlt überall auf dem Feld. Gerne mehr davon.
Und das Herzstück dieser Defensive ist die Secondary mit der Gallionsfigur Devon Witherspoon. Ich hatte die Cornerback-Gruppe zum Draft nicht eingängig gescoutet, habe mich erst Post-Draft mit ihm beschäftigt. Und ja, er war schon ein großes Talent. Das er derart in Seattle einschlägt habe ich aber nicht kommen sehen. Er drückt in verschiedenen Rollen als Nickel, Outside Corner, Blitzer und Laufverteidiger der Defensive seinen Stempel auf. Tre Brown findet immer mehr zu seiner Form und scheint auch ein überdurchschnittlicher NFL-Cornerback zu werden. Und auch wenn Tariq Woolen so etwas durchzuhängen scheint, mache ich mir um ihn eher wenig Sorgen. Was Hoffnung macht: Selbst bei nicht so guter Form ist er keine Sollbruchstelle in der Passverteidigung.
Und auch wenn die Safety-Gruppe bisher noch nicht all zu viel Furore macht, so war ich beim Analysieren des Cardinals-Spiel positiv überrascht, wie gut hier sowohl Quandre Diggs, Julian Love als auch Jamal Adams gespielt haben. Love und Adams entschieden ja in einer unfreiwilligen Co-Produktion das Spiel gegen die Browns mit. Vor allem bei Adams freut es mich, dass er wieder imstande ist Plays auf einem Football-Feld zu machen nach langer Verletzungspause. Auch in Coverage scheint er bisher verbessert, wurde aber auch noch nicht all zu viel geprüft. Daher sind die Safeties vielleicht nicht immer im Fokus oder Spieler wie Diggs fangen aktuell nicht reihenweise Picks, aber sie sind funktional.
Alles in allem ist das für mich eine sehr talentierte und gut eingestellte Seite des Balles. Und es sind jetzt zu viele Wochen vergangen, in denen die Defensive gut performt hat. Daher denke ich, dass die Defensive “for real” ist, wenn auch einige Prüfsteine demnächst noch vor ihnen liegen. Und selbst wenn sie nicht die Top-2-Position nach EPA/Play halten, eine Unit im oberen Viertel der NFL wird diese Gruppe bleiben.
Ich bin mal gespannt, wie lange diese 40-Time Jake Bobo nach nachhallen wird. Der 40-Yard-Dash ist natürlich auch immer ein großer Zirkus und ein Showlaufen. Die meisten NFL-Teams (so hoffe ich es zumindest) werden auf Tracking-Daten Zugriff haben und mehr über den Speed und viel wichtiger Gamespeed wissen als wir alle.
Und doch sind diese klaren Ausreißer schon enorm. Was gegen Bobo spricht: Er fiel komplett aus dem Draft. Das kann ganz banale Gründe haben, aber vielleicht waren auch die Tracking-Daten für die NFL zu wenig? Oder hatte es vielleicht ganz andere Gründe? Das werden wir sowieso nicht erfahren.
Das Verkaufsargument von Bobo ist aber ohnehin nicht sein absoluter Speed. Von daher dürfte das auch im weiteren Verlauf seiner Karriere nicht mehr all zu wichtig werden. Er ist ein sehr guter Verkäufer seiner Routen und löst sich dadurch vom Gegenspieler. Es ist schon mehr als eine nette Anekdote, wenn ein gestandener NFL-Spieler wie Metcalf Bobo nach Rat fragt bzgl. Route-Running. Dazu ist er 1,93m ein großes Target, was ihm am Catch Point einen Vorteil verschafft und er schon bewiesen hat, diese Größe auch zu seinem Vorteil zu nutzen. Und über sein Run-Blocking wurde genug schrieben – High Effort, gute Technik, sehr sicher und wertvoll.
Und um vom besten Rookie-Receiver aller Zeiten mit einer derartigen 40-Zeit zu sprechen fehlt mir schlicht die historische Bewandtnis. Von daher würde ich es gerne dabei belassen, dass man sich als Seahawks-Fan oder UDFA-Enthusiast einfach darüber freuen kann, dass ein UDFA einen Rosterplatz in der NFL bekommen hat und aktuell sogar mehr als das: er hilft seinem Team Spiele zu gewinnen und Plays macht.
Vorab: zu Leonard Williams habe ich (noch) keine fundierte Meinung. Dafür habe ich mich noch nicht eingängig mit ihm beschäftigt. Daher freue ich mich sehr auf das Debüt von ihm am Sonntag, mit der ich dann einen ersten Erkenntnisgewinn habe, was er so im Scheme leisten kann und soll.
Die Rahmenbedingungen des Trades sprechen aber zumindest eine recht deutliche Sprache, wie die Seahawks sich selber sehen. Das ist für mich schon ein Statement, dass man sich im “Win Now” sieht. Ein Zweit- und ein Fünftrundenpick für einen Spieler Ende 20, der nach der Saison keinen Vertrag mehr hat, ist ein dickes Brett. Auch wenn nicht unter den Tisch fallen darf, dass man diese Saison nur das Veteran-Minimum für ihn zahlt.
Sowohl die Conference als auch die Division sind aktuell aber weit offen. Aktuell belegt man #3-Seed. Wir sind noch vergleichsweise früh in der Saison, dass merkt man daran das die Playoff-Grafiken bei den TV-Sendern noch in der Schublade liegen. Aber ist man nach acht Wochen ein Darkhorse, wenn man schon einen ziemlich guten Seed besetzt?
Es ist nur eine Momentaufnahme, die ich auch nach dem Start der Saison nicht für möglich hielt, aber dazu ist man aktuell führend in der NFC West. Die San Francisco 49ers haben mit drei Niederlagen deutlich Federn gelassen und die Seahawks konnten den Vorsprung überraschend schnell aufholen.
All das ist für mich schon ein Indiz dafür, dass man auf jeden Fall valider Anwärter auf einen Playoff-Platz ist, ob jetzt über die Wildcard oder sogar den Divisionsieg. Es ist eine schöne Zwischenbilanz, aber der härteste Stretch mit zwei Spielen gegen die 49ers, Eagles und Cowboys steht dem Team noch bevor. Playoff-Teams, Super-Bowl-Contender. Nach dem Stretch weiß man endgültig was dieses Team ist.
Geht man hier mit einer einigermaßen guten Bilanz raus traue ich den Seahawks zu, zumindest auch in den Playoffs einen Sieg zu erringen. Und das wäre für mich unter dem Strich schon “für Furore sorgen”, weil ich das vor der Saison nicht zwingend auf dem Zettel hatte.
Und wer weiß, als Fan darf man nach einem Sieg in den Playoffs sicherlich träumen. Aber bis dahin wird noch viel Football gespielt werden…
Ich bin großer Fan von D.J. Fluker seinerzeit bei den Seahawks gewesen. Das aber nicht unbedingt aus sportlichen Gründen, sondern eher aus Sympathie. Weil machen wir uns nichts vor: Sportlich war das durchwachsen, nett ausgedrückt solide.
Wenn ich das damalige Leistungsniveau von ihm betrachte und das heute selbst mit den Back-Ups in unserer Line vergleiche… Dann sehe ich da keinen Platz für Fluker im Roster. Er hat jetzt zwei Jahre kein Football mehr gespielt. Die bestechende körperliche Form habe ich vernommen, aber ist das dann auch zwingend Football-ready?
Wenn man die NFL in Gänze betrachtet sollten die meisten Teams nach so einem Spieler, sei er nur ein durchschnittlicher Guard, gieren. Und außer Anbiederung via Social Media ist da bisher wenig geschehen, natürlich einseitig und seinerseits.
Von daher: Finger von lassen, vor allem weil die aktuelle Unit sehr gut performt und man das gar nicht nötig hat.
Mit so einer Frage rennt man bei mir natürlich offene Türen ein. Ich versuche mich so kurz wie möglich zu halten.
- CB Devon Witherspoon: Habe ja im Laufe des Mailbags schon Worte über ihn verloren. Unglaublicher Rookie, unglaublicher Spieler. Freue mich jede Woche auf ihn und bin gespannt, wie sehr er sich noch entwickelt… denn trotz seiner guten Leistungen habe ich das Gefühl da schlummert noch mehr.
- WR Jake Bobo: Ja, der Hype ist hier sehr groß, ohne Frage. Ich würde ich aber viel mehr von seinem UDFA-Status lösen wollen und ihn als NFL-Spieler betrachten. Und da zeigt Woche für Woche einfach gute Leistungen. War es zu Beginn der Saison eher beherzte Blocks, die vielleicht nur dem geneigteren Zuschauer auffielen, so wurden seine Anteile am Spiel immer mehr und mehr. Laut Pro Football Focus ist er der am besten bewertete Blocker auf Wide Receiver in der gesamten Liga. Und spätestens nach seinem sagenhaften Touchdown gegen die Cardinals, als er mithalf den Ausfall von Metcalf zu kompensieren, war es dann endgültig um mich geschehen. Er ist ein sicherer Pass-Catcher, ein großes Ziel für seinen Quarterback und hält auch durch heftige Hits den Ball fest. Er ist for real, um etwas im Sprech des Mailbags zu bleiben.
- WR Jaxon Smith-Njigba: Nach etwas holprigem Start auf Profi-Niveau zeigt seine Formkurve steil nach oben. Auch wenn seine Ausbeute beispielsweise am letzten Spieltag gegen die Browns rein an Yards gemessen eher dürftig war, so entschied er kurz vor Schluss mit seinem Touchdown das Spiel. Fehler, wie etwa falsch oder nicht zu Ende gelaufene Routen sind noch Teil seines Spiels. Sein Potenzial hat er aber schon angedeutet und die großen Sorge, die so manch ein Fan nach den ersten Spielen hatte, konnte ich sowieso nicht teilen.
- RB Zach Charbonnet: Steht vor allem in der Two-Minute-Offense auf dem Feld. Bisher noch recht wenig Snaps, dank seiner Position ist er aber einfacher zu evaluieren als ein Cameron Young, der im Ranking fehlen wird. Hatte schon den ein oder anderen netten, harten Lauf und konnte andeuten, welcher Typ Runner er ist. Wird aber vor allem in Red Zone unglücklicherweise sehr stiefmütterlich behandelt. Mit Walker und Charbonnet sehe ich einen der besseren 1-2-Punches der Liga, da ich Charbonnet auch Pre-Draft sehr stark eingeschätzt habe.
- G Anthony Bradford: Konnte schon einiges an Snaps in dieser Saison einsammeln dank der Verletzungsproblematik in der Offensive Line. Hat in Pass Protection noch einige Probleme, zeigt aber im Run-Blocking schon elitäre Ansätze. Konstanz ist in beiden Disziplinen aber das Zauberwort, hier muss er noch nachlegen. Kann mir aufgrund eben der fehlenden Konstanz nicht so recht vorstellen, dass 313 Total Snaps die Idee des Trainerstabs schon so früh in der Rookie-Saison waren. Bisher solider Rollenspieler, der aber noch einiges an Entwicklung machen muss.
- S Jerrick Reed: Mit läppischen 17 Snaps in der Defensive ist er eigentlich nicht zu bewerten. Jedoch ist Reed ein integraler Bestandteil der Special Teams und führt klammheimlich die NFL in Special Teams Tackles pro Spiel an. Als Special-Team und Specialists-Liebhaber hat er es damit nicht schwer, doch noch gerankt zu werden.
- OLB Derick Hall: Hall bisher noch mit einer sehr durchwachsenen Saison. Ist Teil der Rotation in der Defensive Line, wartet aber noch auf seinen ersten Quarterback-Sack und auch seine Pressures sind bisher mit 8 Total eher dürftig. Wird noch Zeit brauchen, denen man Pass-Rushern in der Liga aber einfach geben muss.
Ohne Wertung: DT Cameron Young, DE Mike Morris (verletzt), C Olu Oluwatimi (zu wenig Spielzeit), RB Kenny McIntosh (zu wenig Spielzeit)
Zusammenfassend: Es ist selbst in dieser Saison noch früh, aber es deutet sich erneut an, dass die Draft-Klasse wieder eine der stärkeren ist und die zweite starke Klasse in Folge.
Leider kommt dieser Mailbag erst nach Verstreichen der Trade-Deadline. Immerhin wissen wir jetzt: niemand hat für Lock getradet.
Ich hätte jedoch auch wenig Sinn hinter einem Trade gesehen. Ich bin ja ein kleiner Drew-Lock-Ultra und fand seine Ansätze in den letzten Pre-Season etc. immer recht ansprechend. Wenn man mal was von ihm hört oder liest ist er unglaublich glücklich und zufrieden in Seattle und wenn man ihn mal an der Sideline während der Übertragungen sieht ist er voll im Spiel, Teil des Teams oder scherzt auch mal mit Pete Carroll.
Zudem: sollte der Fall der Fälle eintreten und Geno Smith verletzt sich, so hat man dann einen Quarterback parat, der das System kennt. Diese Saison musste er ja schon einmal aufs Feld und legte direkt einen Touchdown-Drive auf (Auch, wenn der Löwenanteil von Noah Fant selbst erlaufen wurde). Er wirkte aber zumindest sicher in dem was er tut.
Wenn man dazu sieht, dass ein aktueller Starter wie Joshua Dobbs, der natürlich auch eher Steigbügelhalter für Kyler Murray oder Clayton Tune war, für einen Sechstrundenpick das Team wechselte, kann man sich in etwa ausrechnen, was man für Lock bekommen hätte.
Die Packung Chips hätten sie gerne behalten können.
1. Wie wird die Rolle von Jamal Adams, bei voller Rückkehr aussehen? Und welche Auswirkungen hat des für Julien Love?
2. Wie sieht die Zukunft auf ILB bei euch aus, bzw wie lange macht Bobby noch und ist Brooks eine langfristige Personalie?
TST1860 via Bluesky
Das Profilbild kam mir doch trotz der anderen Plattform bekannt vor und mir war direkt klar, dass hier wieder ein IDP-Anhänger nach einem kleinen Vorteil in seiner Liga ächzt… 😉
Da ich IDP gar nicht kenne kann ich hier natürlich keinen echten Fantasy-Football-Rat geben, aber ich gebe mal mein Bestes bei der Beantwortung der Fragen.
- Die volle Rückkehr ist jetzt. Adams hat seinen Snap-Count laufend gesteigert, spielte in den letzten beiden Spielen 66 und 63 Snaps. Die Rolle die ich gerne sehen würde wäre wieder ein in großen Teilen Box-Player, Strong Safety. Er hat als Pass Rusher in Seattle schon gezeigt, was er so drauf hat. Er ist aber gegen den Lauf oft elitär und auch seine Athletik scheint trotz der langen Pause voll da zu sein. Und was vielleicht zusätzlich hilft: In Coverage sah er bisher nicht so verloren aus wie “früher”. Auf Julian Love hat er nicht so sonderlich viel Einfluss, er spielt weiterhin viele Snaps, Love, Adams und Diggs stehen gerne auch mal zusammen auf dem Platz. Und zuletzt konnten Adams und Love ja in Co-Produktion die Wende gegen die Browns einleiten.
- Wie lange Bobby Wagner macht, wenn ich das wüsste… ich bin ja in der Deckungsarbeit mittlerweile völlig raus, was ihn angeht. Dennoch ist er als klassischer Linebacker bisher wirklich gut, eben als Laufverteidiger. Ich finde es in Teilen auch unfair, seine Leistungen aufgrund seiner Schwächen abzustrafen, wenn er doch in anderen Disziplinen gut spielt. Wenn er so weitermacht könnte ich mir aber vorstellen, dass er noch eine Saison dranhängt.
Bei den aktuellen Leistungen würde ich mir einen Verbleib von Jordyn Brooks wünschen. Nur wenige Monate nach seiner Kreuzbandverletzung spielt er aktuell seinen vielleicht besten Stretch und ist überall auf dem Feld zu finden. Wenn er so weiter macht kann ich mir gut vorstellen, dass er eine längerfristige Personalie bleibt (und wünsche dir, dass du ihn evtl. günstig ertraden kannst im Moment).
Wer bis hierhin gelesen hat: Vielen Dank! Und großen Respekt.